Bleiche (Ortsteil Münchweier)

Walke am Bach

Gebäude "Die Bleiche" um 1930?
Die Bleiche um 1930? (Foto: Privat)

 Fragt man in Münchweier einen Einheimischen nach dem Gebäude "Hauptstraße Nr. 1", erlebt man nicht selten unwissendes Achselzucken oder bekommt sogar zur Antwort "Gibt's hier nicht! Die fängt bei uns erst mit der Nummer 7 an!". Doch fragt man nach der "Bleiche", so weiß das jeder Münchweierer und man bekommt den korrekten Hinweis auf das betreffende Anwesen.

Am westlichen Ortsausgang von Münchweier stehen, direkt beim Kreisverkehr, an der Kreisstraße nach Norden Richtung Wallburg linker Hand zwei Gebäude, ein Wohnhaus und eine Scheuer - "die Bleiche", so nennen die Münchweierer das Anwesen noch heute.

Aus der Nähe zeigt sich ein stattliches Wohnhaus, das im Lauf der letzten Jahrzehnte innen und außen restauriert und umgebaut wurde. Am bogenförmigen Türsturz zum Kellereingang finden sich die Jahreszahlen 1828, 1892 und 1902 sowie der Name Adolf Burger.
An der danebenstehenden Scheune, die deutlich älter als das Haupthaus wirkt, ist über der Eingangstür die Jahreszahl 1785 in den Sandstein gemeißelt.

1813 errichtete hier der aus Niederwinden im Elztal stammende Franz Burger (1780-1854) in Münchweier eine Tuchbleiche. Sein Sohn Augustin Burger (1817-1902) erhielt 1847 die Genehmigung zur Einrichtung einer Walke am Bach. Dabei wurde rohes, vom Webstuhl kommendes Gewebe, unter Einwirkung von Wasser, Seife und Soda geknetet, gestampft und anschließend auf dem Rasen gebleicht.
Das Wasser wurde aus dem Kuhbachgraben genommen, der direkt am Haus vorbeifließt. Seine Quellen liegen am Westrand des 486 m hohen Schindlenbühl. Der Bach mündet ganz in der Nähe der Bleichwalke, jenseits der Kreisstraße, in den Ettenbach.

Letzter "Bleicher" war Adolf Burger (1877-1945), der sich aber zunehmend der Landwirtschaft widmete und die Tätigkeit als Bleicher reduzierte. Nach Berichten soll er am 30. April 1945 von französischen Soldaten verschleppt worden sein und ist seitdem vermisst. Die Bleichwalke ist seitdem nicht mehr in Betrieb.

Das Gewann, auf dem die ehemalige Bleichwalke steht, trägt den Flurnamen "Bettäcker". Ein Teil dieses Gewanns hatte früher die Bezeichnung "Bleicheacker", weil hier das Tuch zum Bleichen ausgespannt wurde.

Auf einem Gemarkungsplan von Münchweier aus dem Jahre 1874/75 ist die Bleichwalke und das Gewann "Bettäcker" zu sehen (siehe Bettmattenstraße)

Der letzte Bleicher Adolf Burger mit seiner Familie um 1917 (Foto: Privat)
Der letzte Bleicher Adolf Burger mit seiner Familie um 1917
(Foto: Privat)

Quellen:
 
Generallandesarchiv Karlsruhe H-1 Nr. 1215: Uebersichts-Plan der Gemarkung Münchweier 1874.
https://www.leo-bw.de/en-US/web/guest/detail-gis/-/Detail/details/DOKUMENT/labw_gemarkungsplaene/labw-4-468407/M%FCnchweier+Stadt+Ettenheim+OG+Bild+1
Landesarchiv Baden-Württemberg, Abt. Staatsarchiv Freiburg, B 701/1 Nr. 128:
Errichtung einer Bleiche durch Franz Burger in Münchweier, sowie Vornahme von Veränderungen durch den jetzigen Besitzer Augustin Burger. 1813-1856.
https://www.deutsche-digitale-bibliothek.de/item/MSMVMNZH6AZCXL5LMGZKWZBBHWA4WYH6
Landesarchiv Baden-Württemberg, Abt. Staatsarchiv Freiburg, B 717/2 Nr. 2080:
Unterhaltung des Wassertriebwerks der Bleich- und Walkmühle des Adolf Burger am Ettenbach auf Gemarkung Münchweier. 1928-1930.
https://www.deutsche-digitale-bibliothek.de/item/W2RF26XK3T7CA2ILWHBHT4TWRL3IH4SK
Köbele, Albert: Ortssippenbuch Münchweier. 1961. S. 150, 235, 237.
 

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