Im Bürgele (Ortsteil Ettenheimweiler)

s’Bergle?

Das ehemalige Weilemer Gasthaus „Lämmle“
Das ehemalige Weilemer Gasthaus „Lämmle“ (Postkarte aus den 1930er Jahren)
Repro: Heinz Ketterer

Bürge oder Berg?

„Im Bürgele“ – Dem ersten Gedanken, dass dieses Gewann in unmittelbarer Nachbarschaft zu Broggingen etwas mit einem „Bürgen“, einer Bürgschaft zu tun haben könnte, wird durch die Schilderung des früheren Weltbildes durch einen alteingesessenen Weilermer schnell der Boden entzogen. Dass da möglicherweise eine Nachbargemeinde der andern als „Bürge“ zur Seite stand: so gut wie ausgeschlossen. „Südlich oberhalb unseres Dorfes, an der Gemarkungsgrenze zu Broggingen, an der heutigen Kreisgrenze, hat für die Weilermer früher die Welt aufgehört.“ Mit dem evangelischen Nachbarn wollte das „gut katholische Weiler“ nichts zu tun haben. Bürgschaften also gewiss ausgeschlossen.
Da klingt die Deutung derselben Informationsquelle dann rein topographisch schon einleuchtender: „S’Bergle“, welches das Gewann in der Tat darstellt, sprachlich leicht abgewandelt, warum auch immer: Statt s’Bergle früher eben „s’Bürgele“. So ist es schon im Lagebuch der Gemeinde genannt, in der Flurkarte eingeschrieben. Die heutige Deutung muss als Hypothese stehen bleiben.
Eine Frage aber drängt sich noch auf: Warum heißt das „Bürgele“ nicht Dorfstraße, obwohl es ja nahtlos mit dieser zusammenhängt? Die Tatsache, dass das „Bürgele“ bei den Alteingesessenen heute noch als „d’nei Stroß“ (also: die neue Straße) bezeichnet wird, bringt Licht ins Dunkel dieser Frage. Das ehemalige „Lamm“ gegenüber der Kirche hatte früher die Haus-Nummer 1. Die Hausnummern stiegen Richtung Ettenheim. Als dann entgegengesetzt Häuser hinzukamen, die man verständlicherweise nicht mit einem Minus vor der Nummer versehen konnte, war für „d’nei Stroß“ eben ein anderer Name erforderlich. Die Häuser an der neuen Straße lagen dann eben „Im Bürgele“.

Quellen:

Informationsgespräch mit Stabhalter Heinz Ketterer und seinem Vorgänger Reinhard Meier

zurück zur Übersicht