Münstertalstraße (Ortsteil Ettenheimmünster)

„Auf höchsten Befehl der Landesherrschaft“

Skulptur an der Münstertalstraße
Diese Skulptur an der Münstertalstraße wurde 1987 während eines Bildhauersymposiums der Galerie Linda Treiber von dem Künstler Michael-Peter Schiltsky geschaffen und trägt den Titel "Noch lebt Aegidius weiter". Damit verweist sie auf den Klosterbruder der ehemaligen Abtei Ettenheimmünster, Aegidius Butsch (1725-1785), der als Bildhauer hier zahlreiche bedeutende Werke geschaffen hat.
Foto: Erika Sieberts

Mit Beginn des industriellen Zeitalters

vor rund 200 Jahren wurden gute Verkehrsverbindungen immer wichtiger. Die Produktionskapazitäten nahmen ungeahnte Ausmaße an, die Waren sollten möglichst schnell ihre Abnehmer erreichen.
Schon seit langer Zeit gab es einen Verbindungsweg vom Rhein über die Stadt Ettenheim und das Münstertal zum Streitberg und von dort weiter ins Kinzig- bzw. Gutachtal.
Zu Beginn des 19. Jahrhunderts sollte dieser Weg zu einer "Commercialstrasse", d. h. wichtigen Verbindungsstraße ausgebaut werden.
"Auf höchsten Befehl der Landesherrschaft" wurde im Sommer 1807 die Straße von Ettenheim nach Ettenheimmünster ausgebaut und für den Pferde-, Ochsen- und Reitverkehr erschlossen.
Beim weiteren Ausbau der Straße erwies sich insbesondere der bisherige Weg von Ettenheimmünster auf den Streitberg (siehe "Alte Streitbergstraße") als unbrauchbar bezüglich der gestellten neuen Anforderungen.
 
Deshalb wurde für die Straße hinauf zum Streitberg eine neue Trassenführung beschlossen, die der heutigen Wegführung entspricht. 1813-1816 wurde die Straße gebaut. Dabei gab es teilweise erhebliche Schwierigkeiten zu überwinden, insbesondere bezüglich der Finanzierung des Unternehmens. 1817 war die Streitbergstraße fertiggestellt.
Erst anschließend, um 1821, wurde auf Staatskosten die neue Straße durch Ettenheimmünster gebaut - zu diesem Zeitpunkt waren die Gebäude der ehemaligen Benediktinerabtei bereits als Zigarrenfabrik vermietet. So konnten bei dieser Gelegenheit der größte Teil der Klostermeierei, der untere Teil der Gartenmauer und das Gartenhausportal abgebrochen werden. Die Mauersteine wurden als Straßendecke verwendet.
Die neue Commercialstraße war als Handels- und Verkehrsstraße gedacht und verband die Wasserstraße des Rheins mit dem oberen Kinzigtal und leitete damit weiter "ins Württembergische". Man rechnete damals mit einer Fahrzeit von siebeneinhalb Stunden.
 
Doch die Bedeutung dieser Straße sank bereits 50 Jahre später: 1863 bis 1873 wurde die Schwarzwald-Eisenbahn zwischen Offenburg und Singen gebaut. Damit war eine ganz neue Verkehrslage geschaffen. Die heutige Landstraße 103 entspricht in ihrem Verlauf der damaligen Commercialstraße. Die kurvenreiche bergige Strecke ist ein beliebtes Ziel von Mountainbike- und Motorradfahrern. In ihrem Abschnitt durch Ettenheimmünster trägt die L 103 die Bezeichnung "Münstertalstraße".
 
Mit dem Namen Münstertal hat es übrigens eine besondere Bewandtnis. Ursprünglich hieß sowohl das Kloster wie auch das dazugehörige Dorf Ettenheimmünster. 1417 taucht dann zum ersten Mal die Bezeichnung „Munster im Tal“ auf. Daraus wurde im Laufe der Zeit der Ortsname Münstertal und 1885 wurde aus Münstertal wieder ganz offiziell Ettenheimmünster. Begründung? Man wollte so eine Namensverwechslung mit der Gemeinde Münstertal im Breisgau vermeiden. Die Einheimischen haben das ganze Hin und Her des Ortsnamens bis heute weitgehend ignoriert. Auf die Frage: „Wo kommsch her?“ kommt meist die Antwort: „Aus Münstertal“.

Quellen:

Kohler, Oskar: Die Straße über den Streitberg - Ein Stück Straßenbaugeschichte der oberen Ortenau. Der Altvater - Heimatblätter der Lahrer Zeitung, 24. Jg, Nr. 11, 26.1966, S. 42-43 
Ell, Emil: Wegegeld nach Straßenneubau - Neueingerichtet war der Weg von Ettenheim ins Münstertal. Der Altvater - Beilage der "Lahrer Zeitung" für Heimatkunde und Kulturgeschichte, 38. Jg, Nr. 5, 1.3.1980, S. 20
Beichtstuhl aus rostigem Stahl - Ortenaukreis - Badische Zeitung (badische-zeitung.de) (17.8.2020 Ein Beitrag von Erika Sieberts)
Ettenheimmünster - Altgemeinde~Teilort - Detailseite - LEO-BW

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