Löhle - ein eigentümlicher Name … und einer der ältesten Flurnamen im Münstertal.
Was bedeutet er? Dem Namen liegt das althochdeutsche Wort "lô" beziehungsweise "loh" zugrunde. Dieses hat mehrere Bedeutungen. Das macht die Deutung aller darauf aufbauenden Flurnamen so schwierig:
Ursprünglich und am häufigsten wurde "lô" oder "lôh" verwendet in der Bedeutung "niederes Holz, Gebüsch, bewachsene Lichtung mit Graswuchs" als Viehweide und Versammlungsplatz. Damit verwandt ist das lateinische Wort "lucus" (= Hain, lichter Wald).
Eine zweite Deutungsmöglichkeit: Auf das mittelhochdeutsche "lō" geht die "(Gerber)lohe" zurück. Dabei handelt es sich um Baumrinde oder Holz von Eichen und Fichten. Weil sie sehr gerbstoffreich sind, wurden sie früher in sogenannten Lohmühlen zerkleinert und von den Loh- oder Rotgerbern beim Gerben der Rinderhäute zu strapazierfähigem, kräftigem Leder verwendet, beispielsweise für Schuhsohlen, Stiefel, Sättel oder Ranzen.
Eine weitere Möglichkeit ist die Abstammung des Wortes vom mittelhochdeutschen Wort "Leh" in dessen Bedeutung für "Hügel".
"Löhle" ist eine Verkleinerungsform.
Eine Besonderheit: Das Gewann "Löhle" befindet sich nicht nur auf der Gemarkung von Ettenheimmünster, sondern erstreckt sich auch auf Münchweierer Gebiet. 1415 wurde die Ortschaft Münchweier als bischöflich-straßburgisches Lehen völliges Eigentum des Klosters Ettenheimmünster und blieb es bis zu dessen Auflösung im Jahre 1803. Bei einer Beschreibung der Bannsteine von Münchweier 1626, heißt es: Es steht "der erste Stein bey einem Aychbaum in dem Lehlin am Weeg... scheydet Münchweyrer und Münsterer Bann… Der 25. und letzte Stein steht oben in der Kuobach. Von diesem Stein zeucht es sich alsdann biss in das Lehle zum ersten Stein".
Früher war das Gebiet "Löhle" sehr begehrtes Ackerland. Auch heute finden sich dort, neben schönen Wohnhäusern entlang der Straße, ausgedehnte, saftig grüne Wiesen.
Löhle - welche der oben genannten Deutungen des Namens trifft nun zu?
Auf einer Landkarte von Münchweier aus dem Jahre 1875 findet sich nahe der Gemarkungsgrenze zu Ettenheimmünster hin (damals noch "Münsterthal" genannt) eine Lohmühle. Sie ist schon lange nicht mehr in Betrieb, das Gebäude aber heute noch vorhanden, wenn auch als Mühle nicht mehr erkennbar. Dennoch werden die Bewohner dieses Gebäudes von den Münchweierer Alteingesessenen bis heute als "die Lohmüllers" bezeichnet. Nördlich dieser Mühle, in unmittelbarer Nachbarschaft zum Genossenschaftswald, liegt das Münchweierer und östlich davon das flächenmäßig größere Münstertaler Banngebiet "Löhle".
Entstand der Flurname "Löhle" wegen dieser Mühle? Oder weil dort Gerberrinde gewonnen wurde? Wurde Münstertäler Lohe in der Münchweierer Lohmühle gemahlen?
Die jahrzehntelangen intensiven Nachforschungen des Münchweierer Heimatforschers Adolf Zanger bringen Licht in das Dunkel: Die Genehmigung einer Lohmühle wurde erst im Jahre 1839 erteilt! Der Flurname Löhle ist jedoch viel älter - mehrere Jahrhunderte älter. Damit scheidet der Zusammenhang zwischen Lohmühle und Flurname definitiv aus.
Die "Löhle"-Straße in Ettenheimmünster führt bergan zu einer Anhöhe, die auf der erwähnten Landkarte von 1875 vermerkt ist. Von dort hat man eine wunderbare Aussicht ins Münstertal mit der St. Landelinkirche und das ehemalige Klosterareal, sowie talauswärts bis zu den Vogesenbergen. Ist es da nicht wahrscheinlich, dass dieser "Aussichtshügel" oder "Versammlungsplatz" einstmals dem Gebiet seinen Namen gab? Dafür spricht auch der Ausdruck "Uff em Lehle".
Quellen:
Zanger, Adolf: Die Lohmühle 1831 - 1928. Aufzeichnung 9.12.2002 (unveröffentlicht) Helle, Franz-Josef: Gemarkung, Gewanne und Flurnamen. In: Ortssippenbuch Ettenheimmünster 2004, S. 28 Flurnamenlexikon Baden-Württemberg flurnamenlexikon-baden-wc3bcrttemberg.pdf (hypotheses.org) Schwendemann, Emil: Die Fluren der Gemarkung Münchweier. In: Ortssippenbuch Münchweier (Ausgabe 1961), S. 161-162 Rest, Josef: Bannsteine vom Jahre 1626. In: Ortssippenbuch Münchweier (Ausgabe 1961), S. 36