Luise von Preußen (1838-1923), Großherzogin von Baden
Im Salonwagen nach Ettenheim
Luise von Preußen wurde 1838 als einzige Tochter von Prinz Wilhelm von Preußen, dem späteren Deutschen Kaiser Wilhelm I. und seiner Frau Prinzessin Augusta von Sachsen-Weimar-Eisenach geboren. Durch die Heirat mit dem badischen Großherzog Friedrich I. wurde Luise von Preußen 1856 badische Großherzogin. Als First Lady von Baden gründete sie den Badischen Frauenverein. Mit seinen Schulungen in Hauswirtschaft vermittelte der Verein die traditionelle Frauenrolle und ist sicher nicht zu vergleichen mit dem revolutionären Frauenverein, den Frau Stehlin 10 Jahre zuvor in Ettenheim gegründet hatte. Aber Luise von Preußen machte sich auch für die Frauenemanzipation stark. Unter ihrer Schirmherrschaft entstand 1885 die Karlsruher Malerinnenschule, die bis 1923 bestand. Die Schule hatte ihren Zweck erfüllt, weil die Kunstakademie ab 1919 endlich Frauen in ihre Reihen aufnahm. Die Großherzogin hat auch Ettenheim besucht. In Bernhard Uttenweilers Buch „‘s Ettenheimer Bähnle“ kann man dazu lesen: „Die Großherzogin kommt im Salonwagen der Lokalbahn nach Ettenheim Der Besuch Ihrer Königlichen Hoheit der Großherzogin von Baden am 20. Mai 1898 war ein großer Festtag für die Ettenheimer Bevölkerung. "Vom reichgeschmückten Bahnhof durch die Hauptstraße hinein bis zum Rathaus - auch die Seitenstraßen waren in prächtigster und sinnigster Weise verziert, so daß man sagen kann, nur die Liebe zur Landesmutter und die Verehrung, welche die ganze Bevölkerung der hohen Frau zollt, konnten so Schönes und Großartiges schaffen." Vom Bahnhof bis zum Rathaus standen Schulen und Vereine schon Spalier, als der Extrazug mit der Großherzogin unter Böllersalven und Glockengeläute in Ettenheim eintraf. Unter den Klängen der Stadtmusik und unter brausendem Jubel der Bevölkerung entstieg die "hohe Frau" dem Salonwagen der Lokalbahn. Oberamtmann Dr. Turban und Bürgermeister Broßmer begrüßten die Landesfürstin, die danach die Ausstellung der Handarbeiten der "Industrieschule" im Rathaussaal besuchte, die Vorstände des hiesigen und der benachbarten Frauenvereine, die ehemaligen Luisenschülerinnen, die dekorierten Hebammen und die weiblichen Dienstboten und Arbeiterinnen begrüßte. Auf dem weiteren Programm stand die Besichtigung der Kleinkinderschule, der Frauenarbeitsschule und des Spitals. Im Gasthaus zum Freihof sah die Großherzogin einer Übung des Männerhilfsvereins unter der Leitung des Großherzoglichen Bezirksarztes Dr. Walther zu.“