Warum diese Straße den Begriff „Festung“ in sich trägt, wird am besten ersichtlich, wenn man sie vom Ringsheimer Tor, beim Prinzengarten, Richtung Unterem Tor/Marienplatz begeht. Dort nämlich ist noch gut der frühere Stadtgraben zu sehen, der die mittelalterliche Stadt zusammen mit der Stadtmauer vor Eindringlingen schützen sollte. Ja, das mittelalterliche Ettenheim war von einer Festung umgeben. Das Untere und das Obere Tor zeugen heute noch von der früheren Festungsfunktion. Beim Ringsheimer Tor weiß man um eine frühere Zugbrücke, über die geregelt werden konnte, wer in der Stadt willkommen war, wer ungebeten. Ihren heutigen Namen erhielt die Festungsstraße laut Beschluss der Gemeindeväter erst im Jahr 1902, wie eine Vielzahl der Straßen innerhalb und außerhalb der Stadtmauern ebenso. Zuvor hatte der Volksmund die Straßen nach ihrem Verlauf, ihrem Aussehen, ihrer Funktion benannt. „Amtlich“ war das nicht, ein Zurechtfinden für den Fremden schwierig. Vor 1902 wurde die Festungsstraße ebenso „Steinenweg“ genannt wie die heutige Alleestraße, bei der die alten Ettenheimer heute oft noch vom „Steineweg“ sprechen. Er zog sich vom Oberen Tor, vorbei am Unteren Tor bis hin zum Ringsheimer Tor, also rund um die Stadtmauer. Wenn die Stadttore geschlossen waren, konnte man die Stadt auf diesem Weg umgehen. Während die Bezeichnung Festungsstraße in gewisser Weise wortwörtlich „einsichtig“ ist, bleibt die Frage nach dem Steinenweg. Ob die Außenringstraße im Gegensatz zu vielen unbefestigten Straßen mit Steinen belegt war? Ob diese Steine zwecks Baus der Stadtmauern verlegt waren? Ob sie aus der Zerstörung der Stadt im 30-jährigen Krieg rühren? Die Geschichtsforschung hat sich um diese Frage noch nicht ernsthaft bemüht.
Quellen:
Dr. Robert Furtwängler: „Alte Straßennamen blieben teilweise erhalten“ in: Ettenheimer Stadtanzeiger 3.11.1994 Dr. Robert Furtwängler: „Straßenbezeichnungen waren früher willkürlich“ in: Ettenheimer Heimatbote 3.10.1987